Eine Werbeagentur, die das Netz nicht verstanden hat, verkauft einer Duftwasserfirma, die das Netz auch nicht verstanden hat, eine »Telenovela im Blogformat«. Kommentarspam, Schleichwerbung und Fake nennen das die betroffenen Blogger und lassen das Ganze durch gründliche Recherche auffliegen. Die Presse berichtet, Die Fakeblogs waren zu auffällig.
Da müsse man nur die Spuren etwas besser verwischen, denkt sich der erfolglose Werber jetzt sicher. Falsch. Fakeblogs kann man auch mit Google und dem TouchGraph-Browser erkennen. Das macht die Recherche der Details nicht überflüssig, kann aber einen Anfangsverdacht liefern.
Der TouchGraph Google Browser ist eine Java-Anwendung, die als Applet direkt im Browser läuft. Für Suchbegriffe oder URLs holt sich der Browser von Google die Informationen über ähnliche Seiten und visualisiert sie.
Für etablierte und aktive Blogs ähneln die Visualisierungen einander. Die Einstellungen, soweit nicht anders angegeben: Show Halo aus, Show Edges an, Filter Singles an, Website Body Type Text Next to Icon, Label Shows URL.
Echte Blogs haben andere Blogs und spezifische Inhalte in ihrer Ähnlichkeitsumgebung (zum Vergrößern Bilder anklicken):
http://www.lightbluetouchpaper.org
Die Fakeblogs dagegen haben selten überhaupt eine Umgebung. Um überhaupt etwas zu sehen, muss man die Option Filter Singles abschalten, und auch dann bleibt das Ergebnis dünn …
… oder einfach leer:
http://www.bloomstreet.net/flyinggirl
Eine zweite Gruppe scheint auf den ersten Blick eine Umgebung zu haben. Nur findet man dort keine Blogs.
http://www.myspace.com/polymorpheregung
http://blog.glamour.de/blog/flyinggirl
Dass Google in diesen Fällen eine Umgebung findet, dürfte am jeweils verwendeten Hoster liegen. Das sieht man an den beiden Myspace-Fakes sehr schön. Was man in der Umgebung sieht, sind generische Sites, keine individuellen.
Was die Visualisierung wirklich zeigt, ist natürlich nicht der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge. Sondern jener zwischen alten und jungen, zwischen aktiven und inaktiven, zwischen interessanten und uninteressanteren Blogs. Wer selbst spielen möchte: beim aktuellen Knut-Blog des RBB sieht man die organisatorische Einbettung in die ARD-Struktur, bei Politikerblogs oft Hinweise auf die Parteizugehörigkeit und bei ganz frischen, unbedeutenden Blogs gar nichts.
jetzt erst entdeckt – sehr feines tool und guter recherche-ansatz!
So, jetzt sind auch die Screenshots wieder für alle sichtbar. Sie waren einem Umzug um Opfer gefallen.