Wieder einmal ist ein Programm damit aufgefallen, dass es dort, wo es installiert wird, die Umgebung vandalisiert. Kristian Köhntopp fasst das Problem anschaulich zusammen und die Kommentare unter seinem Post illustrieren, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Technisch kann man das Problem im Prinzip lösen, indem man einen vertrauenswürdigen Anbieter eine geschlossene Plattform betreiben lässt, die solche Programme verhindert beziehungsweise erkennt und ausschließt. Da stecken freilich einige Annahmen drin, die nicht unbedingt erfüllt sind.
Eigentlich handelt es sich jedoch um ein ökonomisches Problem, das nach einer ökonomischen Lösung schreit: “Moral hazard occurs under a type of information asymmetry where the risk-taking party to a transaction knows more about its intentions than the party paying the consequences of the risk. More broadly, moral hazard occurs when the party with more information about its actions or intentions has a tendency or incentive to behave inappropriately from the perspective of the party with less information.” — (Wikipedia: Moral Hazard)
Produkthaftung löst das Problem nicht unbedingt, sondern führt nur zur risikominimierenden Gestaltung von Firmengeflechten. Jedes Produkt bekommt eine eigene Wegwerffirma ohne nennenswertes Vermögen, die man im Krisenfall kostengünstig opfern kann. Dieses Modell ist auch im Security-Geschäft längst erprobt (Fallstudie: DigiNotar). Man müsste die Unternehmen zwingen, Rücklagen zu bilden und in einen Haftungsfond oder so etwas einzuzahlen. Kann man tun, passt aber besser zu Atomkraftwerken.
Zwangsweise hergestellte Transparenz bietet sich als Lösungsweg an. In #Altland haben wir dafür die Stiftung Warentest, aber die hat mit ihren Vergleichstests von Sonnencreme, Fahrradhelmen und Akkuscharubern schon genug zu tun. In #Neuland glaubte man früher, das Problem mit Positivzertifizierungen lösen zu können, die einem einzelnen Produkt definierte Sicherheitseigenschaften bescheinigen. Das funktioniert nur in Nischen gut. In jüngerer Zeit gesellen sich dazu allerlei Bug Bounties und Initiativen wie das Project Zero.
Wenn ich diese Ansätze frankensteine, komme ich auf eine unabhängige und solide finanzierte Europäische Stiftung IT-Sicherheit, die sich relevante Software näher anschaut und die Ergebnisse publiziert. Gegenstand ihrer Tätigkeit wären Consumer- und Massenprodukte, die sie auf Sicherheitsmängel und überraschende Funtionen prüft. Das Verschleiern von Funktionen müsste man vielleicht noch unter Strafe stellen, damit das funktioniert. Außerdem wird man sich überlegen müssen, wie die Tester ungehinderten Zugang zu SaaS bekommen. Das sind freilich Detailprobleme; erst einmal müssen wir grundsätzlich entscheiden, wie digitaler Verbraucherschutz jenseits von Seien Sie vorsichtig mit dem Internet aussehen soll.
(Geringfügig überarbeitete Fassung eines Posts auf Google+)