Morgen kann vielleicht etwas passieren

»Ich will jedenfalls auf dieses Problem aufmerksam machen: Sicherheitsbedürfnisse sind strukturell unstillbar. Es ist gegen das Argument ‚Morgen kann vielleicht etwas passieren‘ kein Kraut gewachsen.«

— Winfried Hassemer im Streitgespräch mit Wolfgang Schäuble (via Telepolis)

Zu kurz gedacht wäre allerdings, dies – und die Schlussfolgerung, dass man Grenzen setzen müsse – nur auf staatliche Sicherheitsgesetze, -behörden und -projekte zu beziehen. Der Satz gilt in alle Richtungen und für alle Sicherheitsbedürfnisse, also auch zum Beispiel für den Ruf nach mehr Datenschutz, mehr Verschlüsselung, weniger NSA und so weiter.

Morgen kann vielleicht etwas passieren. Das ist kein ausreichender Grund, auf Segnungen des Internet-Zeitalters zu verzichten, auch wenn sie Google, Facebook oder Cloud Computing heißen. Es ist nicht mal ein ausreichender Grund, sich anders zu verhalten und etwa amerikanische Dienstleister zu meiden, öfter zu verschlüsseln oder Datenpakete anders zu routen.

Morgen kann vielleicht etwas passieren. Etwas dagegen zu tun lohnt sich nur, wenn man sein individuelles Risiko nennenswert reduziert und der Aufwand im Verhältnis zur Risikoreduktion steht. Deswegen erlaube ich mir, die Snowden-Enthüllungen mit Interesse zur Kenntnis zu nehmen, in meinem alltäglichen Verhalten aber nicht weiter darauf zu reagieren. Ich habe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die NSA mein Leben beeinflusst, folglich lohnt es sich auch nicht, individuelle Maßnahmen zu ergreifen.