Die Infektionszahlen steigen und mit ihnen die Aufgeregtheit:
- Nach den zahmen Zwischenbilanzen vom vorigen Wochenende hat sich nun ein kleiner Shitstorm gegen die Corona-Warn-App zusammengebraut, der das Kanzleramt und den Gesundheitsminister zu einer Stellungnahme nötigte:
- Irische Wissenschafftler haben herausgefunden, was ohnehin bekannt war, nämlich dass die normalerweise mit Android ausgelieferten Google Play Services was mit Daten machen. Das tun sie auch sonst, aber mit Corona-App ist es auf einmal ein Problem.
- Bis zu einem eben erst veröffentlichten Update hat die App auf manchen Android-Geräten nicht richtig funktioniert, weil sie von Stromsparfunktionen stillgelegt wurde. Auf dem iPhone gab es wohl ähnliche Probleme. Das ist alles nicht dramatisch, aber schlechte PR – und vielleicht wäre es schneller erkannt worden, hätte man nicht dem Virtue Signalling an die Datenschützer eine zeitgemäße Instrumentierung der App geopfert. Für die Bild-Zeitung ist alles viel einfacher, nach ihrer Ansicht hat sich die Bundesregierung blamiert.
- Auch der Nutzen der App wird mal wieder bezweifelt.
- Apple und Google haben die Quelltexte ihres Exposure Notification Frameworks veröffentlicht, auf das sich die deutsche Corona-Warn-App und entsprechende Apps anderer Länder stützen. Irland hat seine App gleich komplett der Linux Foundation gespendet.
- In Großbritannien ist die Kontaktverfolgung unterdessen vollends zum Gegenstand einer Slapstick-Komödie geworden. Wir erinnern uns: Dort hatte man eine App bis zum Feldtest entwickelt und dann weggeworfen, um sich auf die klassische Kontaktverfolgung zu konzentrieren. Dieses „Test and Trace”-Programm ohne App erweist sich nun als rechtswidrig, denn es verstößt gegen die DSGVO. Außerdem stecken sich die Kontaktverfolger in ihrem Callcenter mit dem Coronavirus an. Was tut man da? Am besten erst einmal die Ethikkommission für die App auflösen.
- Zu guter Letzt hatte die südkoreanische Quarantäne-App hatte ein Datenschutzproblem. Auch sonst gibt es weiter allerlei Probleme mit Corona-Apps.
Jetzt warten wir mal ab, wie sich die zweite Welle auf die App auswirkt. Habt Ihr alle noch genug Klopapier?