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Redet doch Klartext!

Ein paar Aktivistinnen haben die Idee propagiert, belästigte Frauen sollten nicht um Hilfe bitten, sondern verdruckst fragen, ob „Luisa hier wäre“. Erwartungsgemäß funktioniert das nicht: Die meisten derart angesprochenen kommen gar nicht auf die Idee, die Frage nach Luisa könnte eine sorgfältig versteckte andere Bedeutung tragen und verneinen, weil sie gar keine Luisa kennen oder die Luisa, die sie kennen, eben gerade nicht hier ist. Das hat der Hessische Rundfunk experimentell herausgefunden.

Statt nun allerdings zu konstatieren, dass das Verschwurbeln eines Hilferufs bis zur Unkenntlichkeit weder eine schlaue Kommunikationsstrategie ist noch irgendeinen anderen sinnvollen Zweck erfüllt, schiebt man die Schuld fürs Scheitern den Empfängern der sorgfältig verschleierten Botschaft in die Schuhe: Sie müssten sich mehr anstrengen, man biete (erfolglos übrigens) Schulungen an und es bräuchte  Geduld sowie auch Fördergeld.

Falls Ihr Euch mal gefragt habt, was Bullshit-Jobber:innen den ganzen Tag tun, seht Ihr hier welche bei der Arbeit. Lasst Euch von ihnen nicht ins Bockshorn jagen. Wer Hilfe braucht, tut gut daran, sich so deutlich wie möglich zu artikulieren. Es müssen keine wohlgewählten Worte sein, ein unverkennbarer Hilfe- oder Angstschrei tut es auch. Lasst Euch bloß nicht dazu verleiten, Euer Hilfegesuch in so viel Watte zu packen, dass es keiner mehr versteht. Ihr hättet rein gar nichts davon. Ein Hilfegesuch muss sofort verstanden werden, sonst nichts.