Wovor die Helmzwangdebatte geflissentlich ausweicht, ist die Risikoanalyse, die dem Gezänk schnell ein Ende machte. Radfahren ist keine besonders gefährliche Tätigkeit. Das Risiko, dabei an einer Kopfverletzung zu sterben, bleibt gering. Erst in der Summe über die Bevölkerung wird dieses Risiko überhaupt sichtbar − und liegt in derselben Größenordnung wie jenes von tödlichen Badeunfällen. Das eine wie das andere Übel kann man getrost als Schicksalsschlag einordnen, tragisch für den, dem er zustößt, aber weit davon entfernt, die Bevölkerung zu dezimieren. Analoge Betrachtungen kann man über die Verletzungsrisiken anstellen.
In der Aggregation wird auch der ganze wirtschaftliche Irrwitz einer Helmpflicht deutlich. Kauften wir nur zu jedem zweiten der 70 Millionen Fahrräder in Deutschland einen Helm für günstige 20 Euro, so kämen stattliche 700 Millionen Euro Kosten zusammen. Eine zweifelhafte Investition, wenn man nüchtern rechnet und das reale Schutzpotenzial ansetzt, das die kolportierten Wunderwirkungen weit untertreffen dürfte. So ein Fahrradhelm schützt nämlich nicht einmal den halben Kopf und das am besten bei Stürzen, die man auch ohne Helm leicht überlebt.
Radfahrer handeln rational, wenn sie die mit Helmen beeinflusste Risikokomponente im Rauschen der allgemeinen und insgesamt geringen Lebensrisiken verschwinden sehen und auf besondere Schutzausrüstung verzichten. Unredlich hingegen handelt, wer solche Risikobetrachtungen unterlässt und die Staatsmacht als Bekleidungspolizei missbrauchen möchte. Wer sich mit Helm wohlfühlt, mag einen tragen. Einer Pflicht dazu fehlt jedoch jede sachliche Rechtfertigung.
P.S.: Kann mal jemand im Koran nachgucken, ob ein Fahrradhelm als Kopftuch durchgeht? Das wäre zwar gemogelt, gäbe der Diskussion aber einen ganz anderen Anstrich.