Corona ändert alles. Jahrzehntelang stand die Deutsche Bahn unangefochten an der Spitze der deutschen Meckercharts, doch nun muss sie der Corona-Warn-App Platz machen:
- Alle zweifeln an der Corona-Warn-App. Die Meldezeiten zu lang, die Verbreitung zu gering, der Nutzen zu klein und obendrein unklar sowie immer wieder dieselben Störungen. Die NZZ konstatiert Ernüchterung und sieht die App auf dem Boden der Realität angekommen.
- Alle? Nein, der Tübinger Oberbürgermeister lässt auch diese Gelegenheit nicht aus und fordert eine Pflicht zur Nutzung der App – wegen der Kinder und ihrer Biographien.
- In der Realität werden bundesweit für die nächsten sechs Monate Kontaktverfolger gesucht. Bewerbungsschluss ist der 14. September.
- Konstruktive Vorschläge für die Weiterentwicklung der Corona-Warn-App machen Karl Lauterbach und Henning Tillmann. Die App solle künftig Aufenthalte in Menschenansammlungen erkennen, ihren Nutzern mehr Informationen liefern und die Führung eines Kontakttagebuchs unterstützen. Ob irgend jemand in der Bundesregierung verstanden hat, dass die App nich fertig ist, wissen wir indes nicht.
- Vielleicht kommen wir aber auch eines Tages ganz ohne eigene App aus, denn Apple und Google offerieren über das Exposure Notification Framework hinaus inzwischen auch einen Komplettservice. Wird das der Durchbruch für die die digitale Kontaktverfolgung?
- Unsere Algorithmenethiker haben inzwischen ihre Sprache wiedergefunden und auch ihre Meme: den Asiaten mangele es an Ethik und der Technikeinsatz zur Durchsetzung von Bestimmungen sei irgendwie doof.
- Zu guter Letzt hat sich der Europäische Datenschutzbeauftragte mit Fiebermessungen an Kontrollpunkten beschäftigt und bestätigt, was wir bereits wussten: Der Datenschutz fühlt sich für personenbezogene Entscheidungen erst dann zuständig, wenn sie technisch automatisiert oder wenigstens dokumentiert werden.
Ob wir alle am Coronavirus oder aber an Corona-Apps sterben werden, bleibt offen.