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Beruhigungspille
Da fühle ich mich doch gleich viel besser:
Das Problem hinter solchen Fenstern ist durchaus interessant. Wirksame Sicherheitsmaßnahmen sorgen dafür, dass nichts passiert. Man sieht also nichts. Dass man nichts sieht, heißt aber umgekehrt nicht dass nichts passiert. Und dass nichts passiert, muss nicht an den Sicherheitsmaßnahmen liegen. Die Wirksamkeit und Wirkung von Sicherheitsmaßnahmen zu demonstrieren, kann deshalb schwer sein. Eine Behauptung in großer Schrift löst das Problem allerdings nur unzureichend.
Sven vs. McAfee — 1:0
Wozu schleppe ich eigentlich seit Jahren zwangsweise ein Dreckstool von Virenscanner auf meinem PC mit mir herum, wenn er im − äußerst seltenen − Ernstfall nichts tut? Zugegeben, ich brauche keine Softwareunterstützung, um mich über eine unaufgefordert heruntergeladene PDF-Datei und die Fehlermeldung bei deren Interpretation zu wundern. Nur ist es dann, wenn ich etwas bemerke, für die Abwehr schon zu spät. Falls die PDF-Datei bösartig ist, wird sie nämlich versuchen, Fehler im PDF-Betrachter auszunutzen.
Na ja, immerhin liefert der Vorfall einen Datenpunkt für die empirische Forschung. McAfee hat mir auf diesem Rechner noch nie irgend etwas gemeldet und liegt damit klar im Rückstand.
P.S.: Heise meldet zwei Tage später das hier.
Heilig’s Maßnähmle
Großes Palaver unter IT-Verantwortlichen. Es geht um die unternehmensweit auf allen Arbeitsplätzen eingesetzte Antivirus-Software. Beim Zugriff auf eine bestimmte interne Web-Anwendung verursacht sie Performance-Probleme. Jemand hat vorgeschlagen, gezielt für diese Situation und nur dafür eine Teilfunktion des Virenscanners zu deaktivieren.
Im Grunde genommen ist man sich einig und hält den Vorschlag für ein Sakrileg. Sicherheitsmechanismen zu deaktivieren komme überhaupt nicht in Frage. Rationale Erwägungen über das Risiko sowie über Sinn, Zweck und Wirkung der Maßnahme spielen keine Rolle. Statt dessen versucht man einander zu übertreffen im Ringen um die schönste Begründung. Der Tenor: wenn man bei der Sicherheit einmal einen Kompromiss mache, gehe sicher bald das Abendland unter.
In diesem Fall war es nicht allzu schwer, den Weg zurück zu einer sachlichen Betrachtung zu weisen. Wovor ein Antivirus-Programm schützt beziehungsweise eben nicht schützt, ist schnell erklärt, und was danach an Szenarien übrig bleibt, gehört in die Kategorie Movie Plot.
Ich hätte aber schon gerne ein Werkzeug, eine Methode, um den Verzicht auf eine Sicherheitsmaßnahme nicht nur im Einzelfall gut zu begründen. So etwas brauchen wir dringend, denn Verantwortliche entscheiden selten unvoreingenommen. Für sie ist eine Maßnahme stets besser als keine Maßnahme. Kommt es wider Erwarten zu einem Vorfall, dann wird er in der befürchteten Interpretation trotz der ergriffenen Maßnahmen geschehen, aber wegen der nicht ergriffenen.
Wie also begründet man sauber, dass man eine verfügbare Sicherheitsmaßnahme nicht ergreift, ohne sich auf phantasievolle Kosten- und Risikoschätzungen zu stützen?
Unterschätzte Risiken: Virenscanner
Heise-Meldungen zu verbloggen ist blöd, weil die sowieso jeder liest, der sich für ein Blog wie dieses interessieren könnte. Bei dieser kann ich jedoch nicht widerstehen, sie passt zu gut ins Beuteschema:
»Die Antiviren-Programme von Bitdefender und GData haben mit einem Signatur-Update von heute auf XP-Rechnern die Datei „Winlogon.exe“ als Trojaner (Trojan.Generic.1423603) ausgemacht und haben diese bei entsprechender Voreinstellung kurzerhand gelöscht.
(…)
Ein Leser schilderte heise online, dass der Fehler von heute in einem mittelständischen Unternehmen zu einem regelrechten Chaos geführt hat: In sämtlichen 20 Filialen der Firma mussten Administratoren an die Rechner, um den Schaden zu beheben.«
(Heise Online:
Bitdefender und GData löschen Winlogon-Systemdatei)
Ich neige mehr und mehr der Ansicht zu, dass Antivirus-Programme auf professionell betriebener IT nichts zu suchen haben. Zumindest nicht so flächendeckend, dass sie eine ganze Firma herunterfahren können. Von mir aus mag man sie an geeigneter Stelle als IDS-Komponente benutzen, aber auf allen Arbeitsplätzen? Da nützen sie wenig, wenn die IT-Sicherheit insgesamt stimmt. Meine Arbeitsumgebung ist vielleicht nicht repräsentativ, aber bei mir läuft seit Jahren so ein Ding mit und es hat nie angeschlagen. Ob das ein gutes, ein schlechtes oder gar kein Zeichen ist, diskutieren wir ein andermal; vor irgend etwas geschützt hat mich die Sicherheitssoftware jedenfalls offensichtlich nicht. Wenn zur Nutzlosigkeit noch Schäden kommen, muss man wohl davon abraten.
Sicherheit durch Nagware?
Kaum nutzt man mal Muttis Computer, wird einem schlagartig eine Menge klar. Zum Beispiel warum Leute auf zweifelhafte Antivirensoftware hereinfallen. Dass sich plötzlich ein Fenster öffnet und ihnen was verkaufen will, kennen sie nämlich schon: vom kostenlosen Antivirusprogramm, das man ihnen im Seniorencomputerkurs empfohlen hat. Für sich genommen ist Nagware ja harmlos, aber ob Sicherheitssoftware auf dem PC eines IT-Laien der richtige Platz für dieses Marketingkonzept ist?
Ich suche übrigens gerade eine Studentin oder eine Studenten für eine Bachelorarbeit, die sich mit der Frage beschäftigen soll, ob von Antivirus-Software ein Sicherheitsgewinn zu erwarten ist. Details stehen weiter unten in diesem Blog.