Wenn eine Risikosau durchs Dorf getrieben wird, lehnt man sich am besten erst mal zurück, wartet ab und beobachtet, wie sich die Sache entwickelt. Das hat hockeystick im Blog Stationäre Aufnahme getan und sich die alljährlich wiederholten Zeckenwarnungen – die regelmäßig in eine Impfempfehlung gegen seltene Erkrankungen münden – vorgenommen. Ergebnis: nach milden Wintern gibt es Zeckenalarm. Nach kalten auch.
Dieses Blog wird übrigens in einem sogenannten Hochrisikogebiet betrieben.
Und das funktioniert jedes Jahr so:
Journalist fragt Experten: Sind X gefährlich?
Experte: Sie können gefährlich sein, wenn…
Müller schreibt: „Experte warnt vor….“
Das ist nicht auf Zecken begrenzt. Funktioniert auch mit Impfungen, Vogelgrippe, oder in Ernährungsfragen. Überall, wo Risiken sich schwer einschätzen lassen. Ohne Zeckenzählung und ein wenig Wahrscheinlichkeitsrechnung lässt sich eben nichts in Relation setzen. Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit den steigenden Zahlen von Boreliose. Liegt das jetzt an der verbesserten Diagnostik oder an der steigenden Zahl der Fälle?
Vor allem liegt es wohl daran, dass sich die Inhalte dem bereitgestellten Platz anpassen und nicht umgekehrt. Die Spalten und die Sendezeiten wollen gefüllt sein, und wenn es gerade keinen Amoklauf gibt, nehmen wir eben Zeckenalarm.
Der Platz ist nicht das Entscheidende, sondern der Mut auch mal eine Nachricht etwas milder zu formulieren und nicht immer auf Teufel komm raus zuzuspitzen. Außerdem fehlt den Kollegen einfach oft die Zeit hinter den Geschichten. Bsp: Frühlingsanfang. Die Überschrift kann lauten: „Alle Vögel sind schon da“ oder „Invasion der Piepmätze“. Die interessantere Geschichte wäre vielleicht ein Wissensstück, das mit den Myhten aufräumt („die fallen von den Bäumen“) oder eine Geschichte zur Diagnostik (Wie erkenne ich eine Boreliose?). Zecken als Thema sind okay, auf die Mache kommt es an.