In Sachen Corona-App drehen wir uns zunehmend im Kreis:
- Die Downloadzahlen der Corona-Warn-App steigen nicht mehr nennenswert, sie lagen Anfang August bei 16,6 Millionen. Bis dahin hat die Hotline gut 1000 TANs für Benachrichtigungen herausgegeben.Wie viele davon tatsächlich verwendet wurden, weiß niemand. In der Schweiz bleibt ein Drittel der ausgegebenen Codes ungenutzt. Benachrichtigungen durch die App erfolgen jedenfalls selten genug, um Nachrichtenwert zu haben.
- Damit Infizierte via App ihre Kontakte warnen können, müssen sie erst einmal von ihrer Infektion wissen und ein positives Testergebnis vorweisen. An diesem Punkt können Warn-Apps ohne eigenes Zutun scheitern. Neben Bayern mit seiner mittelgroßen Überrmittlungspanne hat dies auch Kalifornien aufgrund eines abgelaufenen TLS-Zertifikats demonstriert. Derweil gibt das Gesundheitsamt Trier dem ZDF Einblicke in seine Arbeit mit altmodischen Faxgeräten und die daraus resultierenden Probleme.
- Sächsische Firmen wollen für Menschen ohne Smartphone einen zur Warn-App kompatiblen Corona-Warn-Buzzer entwickeln.
- Den Datenschutz stellen Covid-19 und die Gegenmaßnahmen auf vielfältig interessante Weise auf den Prüfstand. Lukas Mäder wundert sich in der NZZ zu Recht darüber, dass Restaurants ihren Gästen die App-Nutzung vorschreiben dürfen, zugleich jedoch deren Kontaktdaten erfassen müssen. Ebenso dürfe ein Arbeitgeber die App-Nutzung nicht kontrollieren, wohl aber Fieber messen. Und im Großen und Ganzen regt das alles niemanden auf. Werden wir eines Tages auf Covid-19 als Keimzelle eines realistischen, wirklich risikoorientierten Datenschutzes zurückblicken? Oder werden wir uns stattdessen daran gewöhnen, dass eine aus Sicht des Datenschutzes hochkritische App aus Datenschutzgründen leider, leider ohne Erfolgskontrolle auskommen muss?
- Zu guter Letzt erregen Gästelisten in Restaurants usw. weiter die Datenschutzgemüter. Gefühlt erscheint jede Woche eine neue App mit dem Versprechen, die ad hoc eingeführte Zettelwirtschaft zu ersetzen und zugleich den Datenschutz zu verbessern.
Auf in die nächste Runde!