Faustregeln, vornehm auch Heuristiken genannt, sind eine feine Sache. Sie reduzieren die scheinbare Komplexität unserer Welt und erleichtern damit den Alltag. Leider nicht immer:
»Wie ein Experiment nun erstmals gezeigt hat, lassen sich Nichtfachleute von neurowissenschaftlich verbrämten Argumenten derart blenden, dass sie logische Mängel derselben nicht mehr zu erkennen vermögen.
(…)
Die Pointe der Versuchsanordnung bestand darin, dass die neurowissenschaftliche Information logisch gesehen völlig wertlos war: Sie trug in keiner Weise zur Erklärung bei.
(…)
Wurden die Erklärungen ohne neurowissenschaftliche Zusätze präsentiert, so waren Laien (ohne Vorkenntnisse in der Hirnforschung) ebenso wie Experten (mit einschlägigem Vorwissen) recht gut in der Lage, die logischen Mängel der schlechten Erklärungen zu durchschauen: Sie veranschlagten die Qualität der guten Erklärungen als deutlich höher. Ganz anders das Bild, wenn den Teilnehmern neurowissenschaftlich verbrämte Erläuterungen vorgelegt wurden.«
Das berichtet die NZZ und bezieht sich damit auf den Artikel The Seductive Allure of Neuroscience Explanations von Deena Skolnick Weisberg, Frank C. Keil, Joshua Goodstein, Elizabeth Rawson und Jeremy R. Gray im Journal of Cognitive Neuroscience 20, 470–477 (2008).
Vielleicht sollte ich es doch mal mit Social Engineering versuchen, wenn Blendwerk so gut funktioniert. Oder lieber Bullshit Bingo, jetzt, wo es alle wissen und anwenden?