Ihr Weg durch den Zoll

Wenn Sie nach einer Flugreise aus einem Drittland nach Deutschland zurückkehren, haben Sie die Wahl zwischen zwei Ausgängen: Den grünen Ausgang benutzen Sie dann, wenn Sie Waren für den persönlichen Bedarf innerhalb der Reisefreimengen mitbringen; den roten, wenn Sie darüber hinausgehende Waren anzumelden haben. Mit Ihrer Wahl geben Sie eine Steueranmeldung ab. Wenn Sie den grünen Ausgang benutzen, können Sie in der Regel ungehindert passieren. Allerdings wird auch dort das Gepäck stichprobenweise geprüft. Sollten abgabenpflichtige Waren gefunden werden, behandelt der Zoll diese als geschmuggelte Ware (Steuerhinterziehung).

Damit das nicht passiert, beachten Sie bitte die folgenden Hinweise:

  1. Rasieren Sie sich. Was den Leserinnen dieses Blogs selbstverständlich sein dürfte, hilft Ihnen durch den Zoll: ein gepflegtes Äußeres. Übertreiben Sie es aber nicht, sonst fallen Sie auch auf. Sehen Sie aus wie jemand, der Schmuggel weder des Geldes noch des Nervenkitzels wegen nötig hat.
  2. Schau mir in die Augen! Sie haben nichts zu verbergen, und so verhalten Sie sich auch. Weichen Sie den Blicken der Beamten nicht aus, sondern erwidern Sie sie, ohne jedoch bedrohlich zu starren. Sie signalisieren damit ihre Bereitschaft, sich einer Kontrolle zu unterziehen.
  3. Nutzen Sie die Vorteile der Flughafentopologie. In Frankfurt zum Beispiel müssen Sie auf dem Weg zur Gepäckausgabe erst mal durch den öffentlichen Teil des Terminals. Falls Sie sich dort verlaufen und plötzlich über einen Taxistand stolpern, können Sie Ihr Handgepäck ja schon mal vorausschicken.
  4. Cabin Baggage is King. Wenn Sie nur mit Handgepäck reisen, kommen Sie − jedenfalls in Frankfurt − überhaupt nicht in die Verlegenheit, zwischen einem roten und einem grünen Ausgang wählen zu müssen. Auch sonst ist bescheidenes Gepäck eine gute Wahl, denn es wirkt harmlos. Benutzen Sie stets neutrale, hochwertige Koffer; das passt zu Ihrer Aufmachung (vgl. Nr. 1) und sie machen deutlich, dass bei Ihnen sicher kein Gras in einer Falte des Rucksacks zu finden sein wird.
  5. Schmuggeln Sie, wonach keiner sucht. Alt ist der Witz von jenem Mann, der wieder und wieder mit einer Schubkarre voller Sand die Grenze überschreitet, jede Kontrolle unbeschadet übersteht und eines Tages dem Zöllner doch verrät, was er die ganze Zeit geschmuggelt hat: Schubkarren. Schmuggeln Sie Koffer und Taschen, dann kann der Zoll darin wühlen soviel er will.
  6. Mit dem Koffer schnurstracks zum Ausgang. Gehen Sie auf keinen Fall mit all ihrem Gepäck noch einmal aufs Klo. Sobald Sie Ihren Koffer vom Band gehoben haben, bleiben Ihnen höchstens noch einige Sekunden für eine kurze Prüfung auf Schäden. Danach müssen Sie zum Ausgang, wenn Sie sich nicht verdächtig machen möchten. (Wir gehen davon aus, dass Sie alleine reisen. Mit Familienschmuggel kenne ich mich mangels Familie nicht aus.)
  7. Seien Sie aufmerksam, ohne aufzufallen. Zöllner sind nicht blöd. Wenn Sie unschlüssig vor den Ausgängen herumlungern, um dann auf einmal loszustürmen, wird man Sie sicher aufhalten. Lassen Sie also alles ganz zufällig und natürlich aussehen. Wichtige Zeitpuffer verschaffen Ihnen das Gepäckband sowie, falls noch vorhanden, die Raucherecke. Beide geben Ihnen die Gelegenheit, die Situation zu beobachten, ohne auffällig in der Gegend herumzustehen. Wenn sich die Beamten am Ausgang langweilen, lassen Sie Ihren Koffer eben noch eine Runde fahren.
  8. Falls Sie mehr Zeit brauchen, inszenieren Sie eine plausible Erklärung. Sie könnten zum Beispiel herumfragen, wo denn Gepäckbeschädigungen zu melden seien oder unerwartet angerufen werden. Wenn gar nichts mehr hilft, verstauchen Sie sich den Fuß oder simulieren Sie einen Kreislaufkollaps.
  9. Der Zoll ist ein Flaschenhals und er weiß das. Wenn alle Kontrolleure bereits mit Stichproben beschäftigt sind, wird man Sie ziehen lassen. Gute Karten haben Sie deshalb, wenn Sie kurz nach offensichtlich Verdächtigen am Ausgang ankommen. Denken Sie ruhig ein wenig rassistisch, die Zöllner tun das auch. Wenn Sie sonst alles richtig gemacht haben, wird kurz vor Ihnen ein Asiate, eine Afrikanerin oder eine Südamerikanische Familie mit mehreren riesigen Koffern am Ausgang auftauchen und die Aufmerksamkeit der Beamten binden. Halten Sie Ihre Freude jetzt im Zaum, gehen Sie ruhig weiter und blicken Sie sich dabei noch einmal suchend um, so als wunderten Sie sich, warum Sie keiner kontrolliert.
  10. Geschafft.

Garantien für Ihren Erfolg können wir freilich nicht übernehmen. Wir weisen ferner darauf hin, dass erfolgreicher Schmuggel nicht weniger strafbar ist als versuchter, und dass Ihnen unverzollte Ware auch dann Schwierigkeiten bereiten kann, wenn Sie damit später noch einmal das Land verlassen und zurückkehren.

3 Kommentare zu „Ihr Weg durch den Zoll

  1. Glaubst Du die schaun noch in den Koffer, wenn man vorher schon was zu verzollen auf den Tisch legt?

  2. ja das habe ich micha auf gefragt, was ist wenn ich z.b. ein Anzug & ein mp3 spieler anzeige und noch eine Laptop im Gepäck habe.

    Wie soll das in Frankfurt mit dem Taxi funktionieren? das wäre doch für Rauschgiftschmuggler ein paradies? Ist das in jedem Terminal so?

    Besten Dank

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