CoronApp-News (2020-06-14)

Zweimal werden wir noch wach …

  • Die Corona-Warn-App soll ab Dienstag nutzbar sein. Der Bundesdatenschutzbeauftragte hält sie für solide, der TÜV für stabil und sicher (ähm*) und Fabian A. Scherschel ist für Heise Online beeindruckt. Kanzleramtschef Braun meint rückblickend, man hätte die Entwickler ein paar Tage früher beauftragen sollen; die auch zeitliche Abhängigkeit von Apple und Google hätte das freilich nicht beseitigt. Die Entwicklung kostet 20 Millionen Euro, umgerechnet etwa zwei Kilometer Autobahn in einfachem Gelände, und soll auch nach dem Veröffentlichungstermin weitergehen. Als – überwindbares – Hindernis erweist sich die bisher schleppend verlaufene Vernetzung des Gesundheitswesens.
  • Alexander Roßnagel hält den Datenschutz der Corona-Warn-App für beispielgebend, fordert aber dennoch weiter ein Gesetz zur Regelung jener Fragen, die sich jenseits des Datenschutz-Horizonts aufdrängen. Ein Teilproblem hat das Bundesgesundheitsministerium mittlerweile per Verordnung gelöst: Anspruch auf einen kostenlosen Test hat man jetzt auch nach einer Warnung durch die App und schon bevor Symptome auftreten.
  • Nach einer nicht repräsentativen Twitter-Umfrage von Malte Engeler würde jeweils etwa ein Drittel der Befragten die Corona-Warn-App auch ohne Begleitgesetz, nur mit Begleitgesetz beziehungsweise auf gar keinen Fall installieren.
  • Seit April verbreitet sich das Mem, wenigstens 60% der Bevölkerung müssten eine App zur Kontaktverfolgung nutzen, damit sie einen Nutzen habe. Dem widersprechen nun die Autoren der Studie, auf die diese Angabe zurückgeht. Auch bei geringeren Akzaptanzraten sei die Kontaktverfolgung per App nützlich, die Angabe 60% habe ein Eigenleben als Mem entwickelt.
  • In Nordrhein-Westfalen können nach Angaben des WDR drei Millionen Menschen die Corona-Warn-App nicht nutzen, das ist ein Sechstel der Bevölkerung.
  • Das Schweizer Parlament hat eine Rechtsgrundlage für den Einsatz der dortigen App geschaffen. Die App selbst lässt noch auf sich warten, sie soll Ende des Monats zur Verfügung stehen.
  • Die französische App StopCovid fand in den ersten vier Tagen nach ihrer Veröffentlichung eine Million Nutzer.
  • Unterdessen meldet die FAZ eine „Sicherheitslücke bei Corona-Apps“, die sich bei näherer Betrachtung jedoch anscheinend als lange bekannt und wenig dramatisch entpuppt.
    • Ergänzung um Mitternacht: Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, findet hier das Paper und dort eine Diskussion dazu.
  • Die Briten brauchen mit ihrer App etwas länger als geplant und testen gerade eine zweite Version.
  • Eine ganz andere Form der Kontaktverfolgung demonstriert El País und rekonstruiert minutiös drei Virusverbreitungsereignisse in einem Großraumbüro, einem Restaurant sowie in einem Reisebus.
  • Für die Erfassung von Kontaktdaten in Restaurants bietet das amerikanische Unternehmen 360 Virtual Experts eine Lösung, bei der die Gäste keine App installieren müssen. Stattdessen werden sie per QR-Code auf eine Website geschickt, wo sie ihre Daten eintragen können. So ähnlich soll wohl darfichrein.de funktionieren, aber das wird weder aus der Website noch aus der Demo so recht klar. Fertiger wirkt Miss Racoon aus dem Taunus.

*) Den TÜV gibt es gar nicht und das mit dem Damm in Brasilien war ein anderer.