Der Sommer neigt sich dem Ende zu und langsam könnte eine Corona-Warn-App ihren Nutzen beweisen, aber anscheinend glaubt kaum noch jemand daran:
- Die Downloadzahlen der Corona-Warn-App stagnieren bei ca. 17 Millionen. Beim daraus resultierenden Verbreitungsgrad kann die App höchstens einen einstelligen Prozentsatz der Risikobegegnungen erkennen, denn dafür müssen beide Beteiligte die App verwenden. Dazu kommen noch Probleme beim Testen und der Übermittlung von Testergebnissen, die rechtzeitige Warnungen erschweren können. Die App-Infrastruktur käme mit höheren Nutzerzahlen zurecht, sie ist vorerst auf 25 Millionen Nutzer ausgelegt und ließe sich vermutlich leicht auf mehr skalieren.
- Einen weiteren Dauerbrenner der Corona-Warn-App-Kritik bildet die Verständlichkeit der Benutzerführung und der Warnmeldungen. Auch die Zuverlässigkeit der Kontakterkennung und Risikobewertung mittels Bluetooth bleibt umstritten. Wenig Angst muss man hingegen davor haben, über die aktivierte Bluetooth-Schnittstelle angegriffen zu werden.
- Ohne App funktioniert die Kontaktverfolgung auch nicht unbedingt besser. In England, wo man sein App-Projekt zurückgestellt und eilig Arbeitskräfte für die herkömmliche Kontaktverfolgung angeheuert hat, wird nur gut die Hälfte der Kontaktpersonen ermittelt. An Überlastung der Kontaktverfolger liegt das jedoch nicht.
- In einem zweiteiligen Podcast sprechen , Ian Sample, Carly Kind und Seeta Peña Gangadharan über Contact-Tracing-Apps und die von ihnen aufgeworfenen Fragen.
- Die niederländische Datenschutzaufsicht vermisst anscheinend wirksame Vereinbarungen mit Apple und Google und rät vorerst davon ab, Apps auf der Grundlage des Exposure Notification Frameworks zu verwenden.
- Zu guter Letzt erlaubt ein norddeutscher Campingplatz den Zutritt nur mit Corona-Warn-App. Ist das die Überwachungsdiktatur, vor der uns Datenschutzaktivisten immer gewarnt haben? Dagegen verhallt die regelmäßig erhobene Forderung, die Erfassung von Restaurantbesuchen in der Corona-Warn-App zu unterstützen, weiter ungehört.
Nicht gehört habe ich in den letzten Tagen von den Bemühungen um eine europaweite Integration der nationalen Corona-Apps. Weiß man, wie es darum steht?