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Nutzlose Fragen

Sicherheitswarnungen sind dann nützlich, wenn sie den Unterschied zwischen Problem und Nichtproblem möglichst genau modellieren und im Fall eines Problems eine hilfreiche Handlung nahelegen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wie man’s falsch macht, demonstriert Adobe auf dieser Seite, die Hilfe zu Sicherheitswarnungen des Adobe Readers geben soll. Das Problem liegt in diesem Fall nicht bei Adobe, sondern im Stand der Technik. Adobe-Bashing beabsichtige ich deshalb nicht, die liefern mir nur den Aufhänger.

Angenommen ich möchte mein Fahrrad vor Dieben schützen. Diese dynamischen Warnungen wären nützlich:

  • »Du hast Dein Fahrrad nicht angeschlossen und die Gegend hier ist gefährlich.«
  • »Du hast den Rahmen Deines Rades an einen Poller gekettet. Deine Maßnahme ist wirkungslos.«
  • »Unten im Hof macht sich gerade einer an Deinem Fahrrad zu schaffen. Dir bleiben 20 Sekunden; dein Gegner ist unbewaffnet, aber kräftig.«

Weniger nützlich sind solche Hinweise:

  • »Überlegen Sie, ob Sie diesen Abstellort für sicher halten.«
  • »Der da drüben sieht wie ein Fahrraddieb aus, sei vorsichtig,« bei jedem zweiten oder dritten Abstellen des Rades.
  • »Fahrrad wirklich unbeobachtet lassen? [Ja] [Nein]«

Unnütz sind sie, weil sie weder spezifisch auf relevante Risikofaktoren zielen noch eine wirksame Handlung zur Risikoreduktion nahelegen.

Unnütze Warnungen sind das Ergebnis, wenn Entwickler an ihr Produkt schnell noch ein wenig Sicherheit anflanschen. Dann nehmen sie Events und Informationen, die sie in ihrer Software gerade vorfinden, und machen daraus Fragen an die Benutzer. Adobes Erläuterungen illustieren dies:

»This warning does not necessarily mean that the page or website is harmful. (…) They cannot tell you if the page or website actually contains unsafe content.« – Der Reader warnt nicht für gefährlichen Aktionen oder Inhalten, sondern beim Aufruf jeder Website. Websites aufrufen ist Alltag im Internet und führt fast nie in eine Falle. Die Warnung ist fast immer falsch.

»What is the right action to take? 1) If you know and trust the sender … 2) If you don’t know or trust the sender …« –Im Internet weiß ich fast nie, wer der Absender eines Inhalts ist. Und fast immer vertraue ich Unbekanntenz erst einmal, dass sie mich nicht erfolgreich angreifen, denn das ist die Erfahrung, die ich täglich mache. Die Vertrauensfrage ist zudem ohne Interaktionshistorie bedeutungslos, korrekt müste sie lauten: »Vertrauen sie ihrem Gegenüber noch, oder haben sie schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht?«

Mit solchen Dialogen kann man als Hersteller das Blame Game spielen und den Nutzern eines Produkts einreden, sie müssten nur besser aufpassen. Das ist aber auch alles, mehr Sicherheit kommt dabei nicht heraus.

Textverarbeitungen: benutzergerecht und effizient

Es gibt zwei Arten, anders zu sein als die anderen. Die eine besteht einfach darin, sich ein alternatives Leitprinzip, eine nicht mehrheitsfähige Führerfigur oder ungewöhnliche Prioritäten zu suchen, im Rahmen dieses selbstgewählten Alternativsystems jedoch genauso engstirnig zu handeln wie es der Mainstream in seiner grandiosen Durchschnittlichkeit tut. Die andere, beschwerlichere, aber viel interessantere ist, selbst zu denke, immer und immer wieder. Beschwerlich deshalb, weil es auf diesem Weg kaum Rast und selten Gewissheit gibt.

Der Unterschied ist nicht immer leicht zu erkennen, aber ein zuverlässiges Zeichen gibt es doch: den Versuch des Beweises durch Autorität, das Nachplappern, das Umsichwerfen mit Verweisen, kurz, die Hinwendung zur Religion, zur Heiligen Schrift als Schrift des Heils. Wo der eine Zuflucht sucht, damit das Anderssein nicht zu anstrengend wird, wendet sich der andere angewidert ab – oder zerlegt als Fingerübung die Schrift in ihre unsinnigen Einzelteile, dass dem Mainstream-Alternativen das Zitieren vergeht. Dies also will ich hier versuchen.

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