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IT Security made in Germany

Das Berliner Kammergericht hat sich Emotet eingefangen, den „König der Schadsoftware” (BSI), und arbeitet seither im Notbetrieb. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, und so melden sich auch aus diesem Anlass jene „Experten“ zu Wort, denen nichts besseres einfällt als den Opfern die Schuld in die Schuhe zu schieben und sie zu verhöhnen:

„Auch generell sollte man sich fragen, ob man eine E-Mail mit einem Anhang von dem angezeigten Absender erwartet – denn die Kennung könnte gefälscht sein. Im Zweifel sollte man den Absender anrufen und ihn fragen, ob die E-Mail wirklich von ihm kommt. Anhänge mit den Dateiendungen ‚.exe‘ oder ‚.zip‘ sollte man generell nicht öffnen, denn sie können noch viel leichter Viren und Trojaner enthalten.“

(Bastian Benrath @ FAZ.net:
Wie ein Trojaner das höchste Gericht Berlins lahmlegte)

Das ist eine Bankrotterklärung. In Wirklichkeit muss ein Computersystem, mit dem man E-Mail liest, in der Lage sein, mit den empfangenen Nachrichten umzugehen. Und zwar selbständig und ohne Nachhilfe seiner Nutzer, zumal wenn es sich dabei nicht um IT-Experten handelt, sondern um Richter und Justizangestellte.

So etwas ist kein Hexenwerk. Schon wer den Schritt in die Cloud geht und seine E-Mail konsequent zum Beispiel mit den Anwendungen von Google (GMail + Office Suite + Drive) bearbeitet, dürfte um Größenordnungen sicherer sein als Old-School-PC-Benutzer, die jeden Anhang herunterladen und lokal öffnen.

Doch die Cloud, zumal die ausländische aus Amerika, wo die Datenkraken hausen und nichts auf die deutsche Hochkultur von Datenschutz bis Algorithmenethik geben, die Cloud gilt als haram und ist zu meiden. Ehe man sich mit dem Teufel einlässt, opfert man lieber ein Kammergericht und hofft, so den Zorn der Götter zu besänftigen. Unsere Gesellschaft ist in der IT-Sicherheit so rückständig wie in allem anderen, was mit Informationstechnik zu tun hat.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Das heißt nicht, dass man nur alle Daten zu Google tragen müsse und alles werde gut. Doch wir nehmen anscheinend nicht einmal mehr zur Kenntnis, dass sich die Welt in den letzten Jahrzehnten weitergedreht hat, manches Problem lösbar geworden ist und sich die wohlmeinenden Hinweise von einst – Sei vorsichtig im Internet! – als wenig hilfreich erwiesen haben.

Die Politik hat bereits einen Plan, wie wir die Weltspitze einholen wollen, ohne sie zu überholen: indem wir sie zerschlagen, ach was, zerschmettern! wie es einst die Armee unserer Großväter mit ihren Gegnern zu tun pflegte, bevor sie Schal und Mütze für kalte Tage zu Hause vergaß und ihrerseits zerschmettert wurde. Freilich nicht mit einem Heer, dessen Ausrüstung die Bedingungen des Versailler Vertrags besser denn je erfüllt, sondern mit neuen Schwertern des Wettbewerbsrechts, die im GWB-Digitalisierungsgesetz gerade geschmiedet werden.

Wäre doch gelacht, wenn wir uns nicht ein drittes Mal eine blutige Nase holen könnten. Wer weiß, vielleicht endet es diesmal damit, dass die Chinesen vorbeikommen und Harmonie exportieren.

Securing Your PC (1980s Style)

There was a time when personal computers came with security built into their hardware. For about a decade from 1984 on, virtually every PC featured a key lock. Depending on the particular implementation, locking would prevent powering on the computer, keyboard input, hard drive access, opening the case, or a combination thereof. This video tells the story:

From today’s perspective the key lock looks like a weak if not pointless security mechanism. In the best case it makes tampering with the hardware slightly harder—attackers have to equip themselves with tools and spend some time using them—while not at all addressing all the software vulnerabilities that we care about so much today.

Nevertheless the design made a lot of sense.

First, a keylock is a usable security mechanism. Everyone is familiar with key locks and knows how to use them, no complicated setup is required, and there is little potential for mistakes.

Second, an attacker’s physical access to hardware internals defeats most software security mechanisms. Physical access control is therefore a prerequisite for security against certain threats.

Third, personal computers at that time were not really threatened by online or software attacks, perhaps with the exception of relatively harmless viruses spreading through exchanged floppy disks. Someone tampering with the computer was indeed one of the more realistic threats.

Fourth, seemingly minor security gains can be rather effective when put in context. While forcing attackers to carry tools and use them may not seem like a great complication for them, it may suffice to prevent opportunistic attacks as well as quick serial attacks against multiple consecutive targets.

Security technology has evolved to make key locks obsolete, but they made sense at the time of their introduction.

Die PrivacyBox

Kryptologie-Nerds mit ausgeprägter Paranoia dürfte die Lösung nicht überzeugen, weil sie grundsätzlich niemandem trauen und jeder hinter ihnen her ist, aber die Idee ist trotzdem gut:

»Die PrivacyBox soll es in erster Linie Journalisten, Bloggern und anderen Publizierenden ermöglichen, eine vorratsdatenfreie (und auch anonyme) Kontaktmöglichkeit für Informanten anzubieten. Sie steht aber auch weiteren Interessierten offen.«

Die PrivacyBox stellt als Grundfunktion gerichtete anonyme Kommunikation über ein Web-Interface zur Verfügung. Der Empfänger ist nur durch ein Pseudonym gekennzeichnet, der Sender liefert seine Nachricht über ein Web-Formular ab. Krypto-Voodoo mit TOR und PGP ist optional möglich, wird aber nicht erzwungen. Das ist Sicherheit für normale Menschen. Wir brauchen mehr davon.

Nerds sind anders und merken es nicht

Burkhard Schröder schreibt in Telepolis über »Ahnungslosigkeit, Versagen und S/Mime«: Seine Versuche, mit Abgeordneten Schlüssel für den E-Mail-Verkehr zu tauschen erweisen sich als weitgehend fruchtlos. Er beklagt:

»Dass ein Abgeordneter des Bundestages keinen technischen Sachverstand besitzt, ist verzeihlich. Dass sie oder er auf auf den Sachverstand verzichtet, der ihm innerhalb des Hauses gratis angeboten wird, ist einfach nur ignorant.«

Das ist eine typische Nerd-Beschwerde. Sie impliziert zweierlei, nämlich dass verschlüsselte E-Mail im richtigen Leben irrsinnig wichtig sei, und dass das jedem spätestens dann klar werden müsse, wenn einer danach fragte. Beides ist falsch, wenn man die Wahrnehmung und Gedankenwelt eines Nichtnerds zugrunde legt.

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Da stelle mer uns mal janz dumm

Vor dem Frühstück spontan bei einer unbekannten Website drei T-Shirts bestellt und mit Kreditkarte bezahlt. Lasst mich doch in Ruhe mit Eurer blöden Sicherheit, Fortschritt ist mir lieber. Was Ihr auch baut, ich will es nicht sehen und nicht spüren und nicht darüber nachdenken. Ich will nackig im Bett shoppen und mit Kreditkarte bezahlen. Kennt übrigens jemand einen Online-Shop, der gute persische Pistazien verkauft?

PS: Vor PayPal hatte ich dann doch ein wenig Angst. Die waren zu blöd, Dollar in Euro umzurechnen und ich weiß nicht, wieviele Bestellungen ich jetzt abgeschickt habe.